PLUTAnews Ausgabe 26
Wir helfen Unternehmen.

Harmonisierung des Insolvenzrechts

März 2023

Die Europäische Kommission treibt die Harmonisierung des Insolvenzrechts voran. Unter anderem soll ein verwalterloses Verfahren eingeführt werden.

Zur Stärkung der Kapitalmarktunion will die Europäische Kommission die Regelungen des Insolvenzrechts harmonisieren. Ende 2022 wurde daher ein weiterer Richtlinienentwurf veröffentlicht, der den Mitgliedstaaten aber kaum Spielräume im Rahmen der gesetzlichen Umsetzung lassen würde. Dazu gibt es viele Diskussionen und kritische Stimmen. Für die Umsetzung in nationales Recht hätten die Länder zwei Jahre nach Inkrafttreten Zeit.

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Fazit

Was der Vorstoß vor allem vergisst: Der Insolvenzverwalter nimmt auch eine ordnende objektive Funktion im Wirtschaftskreislauf ein. Der Insolvenzverwalter sichert die Einhaltung der wirtschaftsrechtlichen Vorschriften und sorgt dafür, dass Vermögen nicht einfach „verschwindet“.

SANIERUNG/INSOLVENZaktuell

Energieintensive Unternehmen: Licht ins Dunkel bringen

Energieintensive Unternehmen: Licht ins Dunkel bringen

Energieintensive Betriebe müssen sich derzeit mit mehreren Problemstellungen beschäftigen. Egal ob Gießerei, Papierfabrik oder Metallunternehmen – eine Anpassung ist unumgänglich.

In einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages benannten drei Viertel der deutschen Unternehmen den Anstieg der Strom- und Gaspreise als Belastung für ihr laufendes Geschäft.

Hohe Energiepreise sorgen für Verlagerungen
Für Betriebe, die sehr viel Strom verbrauchen, dürften die Sorgen am größten sein. Für diese Unternehmen ist die Lage besonders angespannt. Die hohen Preise verschlechtern die Standortbedingungen. Im Jahr 2022 hat sich der Strompreis teilweise verdreifacht, auch wenn er zuletzt wieder leicht gesunken ist. Die beschlossenen Strom-, Gas- und Wärmepreisbremsen helfen den kleinen und mittelständischen Unternehmen. Der Deckel zeigt jedoch nicht bei allen Unternehmen die erwünschte Wirkung. Es gibt viele Ausnahmen und Bedingungen.

Erste Unternehmen reagieren hierauf bereits. Sie erwägen ihre Produktionsstätten in andere Länder, in denen die Energiekosten günstiger sind, auszulagern. Dazu zählen beispielsweise Länder des Balkans. Einige Betriebe verlagern Standorte aber auch in Regionen außerhalb von Europa – mit weiteren kostengünstigeren Faktoren, wie den Lohnkosten.

Nachhaltigkeit beeinflusst auch Sanierungen
Eine weitere Herausforderung für die Betriebe ist das Thema Nachhaltigkeit im Rahmen der sog. ESG-Kriterien. Mit den europaweit gültigen Reporting-Standards schafft die Europäische Union einen einheitlichen Rahmen für die nicht-finanzielle Berichterstattung von Unternehmen. Künftig gelten daher Berichtspflichten, die eingehalten werden müssen (siehe PLUTAnews 25).

Es zeigt sich, dass Finanzierungspartner wie Banken schon heute Vorgaben für die Kreditvergabe an die ESG-Faktoren koppeln. Das bedeutet: kann die Einhaltung noch nicht vorgewiesen werden, vergibt die Bank oft keine Finanzierungszusage. Das gilt auch, wenn keine Berichtspflicht vorliegt. Und selbst Sanierungen von Krisenunternehmen werden erschwert. Der aktuelle Entwurf des IDW S6, „Anforderungen an Sanierungskonzepte“, weist ausdrücklich auf die Relevanz von ESG-Aspekten für die Beurteilung einer Sanierungsfähigkeit hin. Die Erfüllung können energieintensive Unternehmen jedoch selten vollständig nachweisen.

Für energieintensive Unternehmen gilt: frühzeitig die Finanzplanung erstellen und geeignete Maßnahmen eruieren. Hier wird es künftig zu Marktbereinigungen mittels Distressed-M&A-Deals und Schließungen kommen.
· Ludwig Stern, PLUTA Niederlassung München

Akuter Notfall Krankenhaus

Herr Dr. Kaufmann, Sie haben gemeinsam mit Herrn Gutmann ein Fachbuch über die Sanierung von Krankenhäusern veröffentlicht. Mit welchen zentralen wirtschaftlichen Problemen kämpft die Branche?
Die Herausforderungen, die Krankenhäuser derzeit bewältigen müssen, sind vielfältig. Die Rahmenbedingungen, unter denen sie dies tun, schwierig. Darüber wird ja gerade sehr viel diskutiert. Stichworte sind die ungenügende Finanzierung durch vorgegebene Fallpauschalen und eine unzureichende Investitionsfinanzierung durch die Länder, rückläufige Fallzahlen und nicht zuletzt der Fachkräftemangel. So ist ein kostendeckendes Wirtschaften kaum möglich. Es handelt sich hier ganz klar um ein strukturelles Problem und nicht um Managementfehler.

Wie sehen Lösungsansätze für diese Unternehmen aus, Herr Gutmann?
Ganz allgemein gesprochen gibt es in Deutschland zu viele Kliniken und Betten. Vor diesem Hintergrund sinkender stationärer Fallzahlen und dem Fachkräftemangel muss man auch über Schließungen und Standortzusammenlegungen nachdenken. Selbstverständlich immer unter Erhaltung einer ausreichenden Versorgung, gerade auch in den ländlichen Gebieten. Das ist ein Balanceakt. Die Kosten können so gesenkt werden, um rentabler zu werden. Es gibt aber noch weitere Stellschrauben – wie die Optimierung des Leistungsangebots oder von Prozessen. In unserem gerade erschienenen Fachbuch „Sanierung von Krankenhäusern in Krise und Insolvenz“ zeigen wir die verschiedenen Lösungsansätze auf.

Welche Maßnahmen helfen den Krankenhäusern in dieser herausfordernden Zeit, Herr Dr. Kaufmann?
Es gibt diverse Möglichkeiten. Auch ein bewusst gewähltes Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung mit seinen Sanierungsinstrumenten kann ein guter Rahmen zur Neuaufstellung sein. Viele Kliniken fürchten zwar immer noch den „Stempel“ der Insolvenz, jedoch schafft das Verfahren Liquidität für notwendige Sanierungsmaßnahmen und erleichtert eine Restrukturierung. Es ermöglicht eine harte und umfassende Sanierung innerhalb kurzer Zeit.

Herr Gutmann, ist die Eigenverwaltung auch für Pflegeheime geeignet, die ähnliche Probleme haben?
Sie müssen die gleichen Herausforderungen bewältigen, beispielsweise die gestiegenen Kosten oder den Personalmangel. Generell bietet die Eigenverwaltung viele Vorteile. Die Geschäftsführung bleibt im Amt und wird von Sanierungsexperten unterstützt. Wenn man das Verfahren gut vorbereitet, kann die Einrichtung in der Regel gut neu aufgestellt werden. Zudem ist die Quote für die Gläubiger erfahrungsgemäß meist deutlich höher als in einem Regelverfahren.

Dr. Christian Kaufmann

Dr. Christian Kaufmann
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht

Torsten Gutmann

Torsten Gutmann
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht, Diplom-Kaufmann

Zu den Personen

Dr. Christian Kaufmann ist Geschäftsführer der PLUTA Rechtsanwalts GmbH. Er leitet die Niederlassungen Bremen und Oldenburg.

Torsten Gutmann ist Managing Partner bei der PLUTA Rechtsanwalts GmbH und leitet die Niederlassungen Hannover und Braunschweig.

Digitale Post ist Pflicht

Zur Rechtsanwaltschaft zugelassene Insolvenzverwalter sind verpflichtet, Rechtsmittelschriften in Insolvenzverfahren elektronisch über das besondere elektronische Anwaltspostfach (beA) einzureichen. Das ist die klare Entscheidung des Bundesgerichtshofes. Die Entscheidung des BGH datiert vom 24.11.2022 (IX ZB 11/22).

Im konkreten Fall ging es um eine Rechtsbeschwerde gegen eine Gebührenfestsetzung, die in Papierform eingereicht wurde und vom Insolvenzgericht verworfen wurde. Der Anwalt war jedoch der Auffassung, in seiner Eigenschaft als Insolvenzverwalter sei er zur Nutzung des elektronischen Übermittlungsweges nicht verpflichtet. Das Landgericht sah das anders, ebenso der BGH: Es gibt eine uneingeschränkte Nutzungspflicht, egal ob der Rechtsanwalt als Vertreter einer Partei oder Verwalter auftritt. Die Kommunikation in der Justiz soll digital und schnell werden, das sei das übergeordnete Ziel.

Gut zu wissen: Auch für nichtanwaltliche Insolvenzverwalter besteht ab 1. Januar 2024 eine passive Nutzungspflicht „zur Ermöglichung elektronischer Zustellungen der Gerichte“.
· Dr. Joachim Geßler, PLUTA Niederlassung Ulm

Zahlen und Fakten: mehr Insolvenzen – aber keine Welle

Die wirtschaftliche Situation ist aktuell eine Herausforderung, immer mehr Betriebe geraten in Bedrängnis. Auch die Zahl der Insolvenzanträge steigt. Müssen sich Unternehmen nun für die große Krise und die erwartete Insolvenzwelle wappnen?

Für eine gründliche Analyse ist ein Blick auf die Vorjahre nötig. Im Jahr 2021 kam es in Deutschland nochmals zu einem Rückgang von Unternehmensinsolvenzen, um rund 12 Prozent auf ca. 14.000 Fälle. Das war der niedrigste Wert seit über 20 Jahren. In 2022 erfolgte ein leichter Anstieg auf 14.700 Fälle, so die aktuelle Statistik der Creditreform.

Zum Vergleich: Im Rezessionsjahr der Finanzkrise 2009 gab es in Deutschland rund 33.000 Insolvenzen. 2003 gab es über 39.000 Fälle. Der Anstieg beginnt also von einem niedrigen Niveau. In den vergangenen Jahren gab es sehr wenige Insolvenzverfahren.

Insolvenzgeldanträge: Ausgangsniveau auch hier historisch niedrig
Eine ähnliche Entwicklung zeigt auch der Blick auf die Insolvenzgeldanträge. Hier lag die Anzahl der von Arbeitnehmern gestellten Anträge laut Arbeitsagentur im Jahr 2020 bei rund 78.000. Im Jahr 2021 waren es knapp 47.000. Und 2022 wurden rund 57.000 Anträge von Arbeitnehmern gestellt. Das ist ein Rückgang von fast 25 Prozent im Vergleich zu 2020. Bewilligt wurden 2020 von der Arbeitsagentur rund 60.000 Anträge. Im Jahr 2022 waren es knapp 37.000 Anträge.

2022 stieg sowohl die Anzahl der gestellten als auch der bewilligten Anträge gegenüber 2021. Diese Entwicklung verliert jedoch an Brisanz, wenn man beispielsweise das Jahr 2009 betrachtet. 218.932 Anträge wurden in diesem Jahr bewilligt, also fast sechsmal so viele wie 13 Jahre später.

Durch Arbeitnehmer gestellte Anträge auf Insolvenzgeld:
Niveau von 2020 noch weit entfernt

Zahlen und Fakten: mehr Insolvenzen – aber keine Welle

Fazit: Es ist keine Insolvenzwelle in Sicht. Jedoch zeigen aktuelle Insolvenzzahlen und auch die gestellten Insolvenzgeldanträge eine leichte Steigerung im Vergleich zu 2021. Das Niveau ist jedoch historisch niedrig. 2023 wird durch die gesamtwirtschaftliche Situation vor allem für kleine und mittlere Unternehmen eine Herausforderung.

· Dr. Stephan Laubereau, PLUTA Niederlassung Frankfurt

360 Grad Talent Management

„Wir binden unsere Nachwuchskräfte vollständig in die tägliche Arbeit ein. Sie sind ab dem ersten Tag gleichwertige Teammitglieder und bringen schnell auch eigene Ideen mit ein. Oft ergeben sich so neue Impulse für unseren Arbeitsalltag. Daher fördern wir gerne.“
Georg J. Stemshorn, Leiter PLUTA Niederlassung Augsburg

Frau Pfaffenzeller, Sie sind eines der Nachwuchstalente bei PLUTA. Wie ist Ihr Karriereweg?
Aktuell bin ich bei PLUTA in Augsburg als verfahrensleitende Mitarbeiterin tätig. Angefangen hatte ich aber als Teamassistenz in der Niederlassung, nachdem ich eine Ausbildung zur Bankkauffrau absolviert hatte. Ich übernahm dann schnell weitere Tätigkeiten und auch die Büroleitung. Berufsbegleitend absolviere ich noch zusätzlich den Wirtschaftsfachwirt über die Akademie der IHK Schwaben. Das hier erlangte Wissen ist für mich im beruflichen Alltag sehr hilfreich, um die betriebswirtschaftlichen Aspekte zu verstehen. Beim Verfahren der Stauden-Verkehrs-GmbH war ich z.B. die verfahrensleitende Mitarbeiterin. Spannend war dabei die erfolgreiche Umsetzung des Insolvenzplans. Alle Arbeitsplätze blieben mit dieser Lösung erhalten. In jede Phase eines Verfahrens eingebunden zu werden, ist ein großer Vorteil der Ausbildung bei PLUTA. Man erhält einen vollständigen Einblick - sozusagen 360-Grad - der mich besonders begeistert.

Herr König, Sie haben Ihre berufliche Laufbahn in der Augsburger Niederlassung begonnen und haben zuletzt Ihre Masterarbeit geschrieben. Was ist Ihr Thema?
Ich habe als Praktikant und Werkstudent bei PLUTA begonnen und wurde jetzt das erste Mal zum Insolvenzverwalter bestellt. Ein Riesenschritt für mich! Im Master-Studiengang konnte ich dann Praxis und Theorie perfekt verbinden. In meiner Mastarbeit ging es um die Organhaftung gem. § 15b InsO. Ich habe sie Mitte Januar abgegeben. Mittlerweile bin ich verfahrensleitend tätig und betreue drei Betriebsfortführungen, worauf mich mein Studium super vorbereitet hat. Zudem arbeite ich mit meinem Team die Anfechtungs- und Organhaftungsansprüche in der Niederlassung auf. Ich bleibe nach meinem Abschluss natürlich bei PLUTA und freue mich auf meine nächsten Schritte.

Sie studieren ebenfalls berufsbegleitend neben Ihrer Tätigkeit für PLUTA in Kempten, Herr Stroh. Wie vereinbaren Sie Studium und Beruf?
Ich studiere Insolvenzrecht und Reorganisationsverfahren an der Hochschule Trier. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, auch finanziell, und die Flexibilität in der Arbeitszeit, die mein Master-Studium überhaupt erst ermöglicht hat. Auch wenn es sich natürlich bei einem berufsbegleitenden Studium um eine zusätzliche Belastung handelt, habe ich diesen Schritt nie bereut. Langfristig profitiere ich von der Verbindung von Theorie und Praxis. In der täglichen Arbeit kann ich dadurch auch dem Team etwas zurückgeben, das mir in dieser Zeit den Rücken freihält.

„Wir legen sehr viel Wert auf die individuelle Fortbildung sowie die persönliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeiter. Schließlich können wir den wechselnden Anforderungen des Marktes nur mit hoch motivierten und bestmöglich qualifizierten Mitarbeitern begegnen. Dabei darf die Freude an der gemeinsamen Arbeit natürlich nicht zu kurz kommen.“
Florian Zistler, Leiter PLUTA Niederlassung Kempten

Ricarda Pfaffenzeller

Ricarda Pfaffenzeller
Bankkauffrau, Wirtschaftsfachwirtin (IHK)

Maximilian König

Maximilian König
Wirtschaftsjurist, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften (M.Sc.)

Dennis Stroh

Dennis Stroh
Wirtschaftsjurist

500 Mitarbeiter, 500 Talente

Um die qualitativ hochwertige Leistung in der täglichen Arbeit zu erreichen, setzt PLUTA unter anderem auf Teamarbeit, Know-how-Transfer und regelmäßige Weiterbildung. Dazu gehört auch die Förderung von Nachwuchskräften. Es gibt verschiedene Ausbildungsprogramme: Die Qualifikationen können in der Niederlassung, aber auch gleichzeitig noch an der Berufsakademie oder Hochschule erworben werden. Auch nach der Ausbildung werden Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeiter angeboten, z.B. über die PLUTA Akademie.

PLUTAaktuell

Mehrfach 100 Prozent Quote erreicht

Augsburg/Bremen. Insolvenzquoten liegen meist im mittleren einstelligen Bereich. Umso erfreulicher ist die folgende Nachricht. In gleich zwei Verfahren gelangen PLUTA-Sanierungsexperten außergewöhnliche Ergebnisse in Höhe von 100 Prozent. Dr. Christian Kaufmann hat als Insolvenzverwalter im Verfahren des Krankenhauses Land Hadeln in Otterndorf bereits eineinhalb Jahre nach der Anordnung dieses Ergebnis erzielt. Er führte den Betrieb fort und verhandelte eine Insolvenzplanlösung. Der Landkreis Cuxhaven übernahm die Klinik. Die Gläubiger stimmten der Rekommunalisierung zu. Auch in Süddeutschland gelang ein außerordentlich gutes Ergebnis für die Gläubiger. Georg Jakob Stemshorn erzielte im Insolvenzverfahren des Pflegedienstes PZA GmbH aus Augsburg zwei Jahre nach der Antragstellung einen Vergleich, durch den eine 100 % Quote erreicht wurde. Die betroffenen Sozialversicherungsträger und Kommunen erhielten Zahlungen in Millionenhöhe und wurden voll befriedigt.

Automobilzulieferer saniert sich

Münster. Absatz- und Lieferkrise sowie Strukturwandel – das sind nur einige der aktuellen Herausforderungen für die Automobilbranche. Dies spürt auch ein renommierter Betrieb: Die deutschen Gesellschaften der FRIMO Group, die weltweit rund 1.200 Mitarbeiter beschäftigt, mussten einen Insolvenzantrag stellen. Stefan Meyer ist als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt. Frimo nutzt die Möglichkeiten des Insolvenzverfahrens, den Betrieb mit 500 Mitarbeitern an mehreren deutschen Standorten nachhaltig zu restrukturieren. Die Gruppe entwickelt und baut Anlagen sowie Werkzeuge für viele Einsatzbereiche. Der Fokus liegt auf Ausrüstungen zur Fertigung von Kunststoff- und Verbundkomponenten, z.B. Innenraumverkleidungen oder Dach- und Bodenmodulen. Zu den Kunden zählen viele Zulieferer aber auch Autohersteller in Deutschland und der Welt.

Holzhäuser weiter auf dem Markt

Münster. Die Natura-Holzbau GmbH ist spezialisiert auf professionelle Holz- und Blockhäuser sowie Dachstühle und Carports. Die Häuser des Betriebes fanden sich in zahlreichen Feriendörfern an Nord- und Ostsee. Dennoch musste das Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen. Dr. Ria Brüninghoff gelang es, den Betrieb fortzuführen und einzelne Bauprojekte abzuschließen. Und die Insolvenzverwalterin erzielte auch eine Nachfolgelösung: Die Natürlich im Holzhaus GmbH übernahm den Geschäftsbetrieb und wird in Zukunft weiter hochwertige Holzhäuser produzieren.

Holzbau am Haus hat Zukunft
Holzbau am Haus hat Zukunft

Rückkehr zu PLUTA

Ulm/München. Das Transaktionsteam bei PLUTA hat Verstärkung erhalten: Der M&A-Anwalt Dr. Norman Werner ist seit Jahresanfang Teil des Teams in Ulm und München. Der 44-Jährige verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung von nationalen und internationalen Mandanten beim Kauf und Verkauf von Unternehmen oder Unternehmensteilen. Sein Einstieg ist zugleich seine Rückkehr, da er bereits zu Beginn seiner Karriere für PLUTA tätig war. Er wird zukünftig auch den Spanish Desk mitbetreuen. PLUTA hat im vergangenen Jahr das Leistungsspektrum rund um die rechtliche Beratung bei Unternehmenstransaktionen deutlich erweitert. Teil des Transaktionsteams ist unter anderem auch Dr. Karl von Hase, der Unternehmen in allen Bereichen des Handels- und Gesellschaftsrechts berät.

Onlineshop weiterhin erreichbar

Stuttgart. Die Auswahl an Schuhen ist groß, und die Umsätze waren jahrelang hoch. Dennoch geriet der Onlinehändler surf4shoes in finanzielle Probleme und musste einen Insolvenzantrag stellen. Michael Pluta wurde zum Insolvenzverwalter bestellt. Nun gibt es gute Neuigkeiten: Der Sanierungsexperte erzielte zusammen mit Ilkin Bananyarli eine Lösung für das Unternehmen. Ein Investor übernimmt den Geschäftsbetrieb sowie alle Mitarbeiter und führt den Shop wie gewohnt weiter.

Online-Schuhverkauf weiter geöffnet
Online-Schuhverkauf weiter geöffnet

Traditionsreiche Marken bleiben erhalten

Darmstadt. Kamill, burti, cliff, Glysolid und Litamin – diese Marken zeichnet ein sehr großer Bekanntheitsgrad aus. Sie gehören zur Burnus-Gruppe. Im Rahmen einer Eigenverwaltung stellten sich die drei Gesellschaften der Unternehmensgruppe neu auf. Das Team um Dr. Maximilian Pluta und Philip Konen beriet die Geschäftsführung. Für die Burnus GmbH in Darmstadt sowie die Ernst Zeiss GmbH in Zülpich in Nordrhein-Westfalen konnte das Team eine Nachfolgelösung erzielen. Der Betrieb wird von einem renommierten Investor unter dem Namen Burnus Care GmbH fortgeführt. Die insgesamt 130 Mitarbeiter beider Gesellschaften werden übernommen. Der Investor möchte auch die beliebten Marken weiter auf dem Markt anbieten. Für die weitere Gesellschaft der Gruppe, die BurnusHychem, wurde bereits wenige Monate zuvor ein Investor gefunden. Das Unternehmen ist im B2B-Geschäft für professionelle Wäschepflege tätig.

Erfolgreiche Sachwaltungen

Osnabrück/Lübbecke. Die hohen Rohstoffpreise sowie Lieferkettenprobleme machen vielen Betrieben zu schaffen. Doch gibt es nun gute Nachrichten in zwei aktuellen Verfahren: Die Heinz Schwarz GmbH & Co. KG, ein Automobilzulieferer aus Preußisch Oldendorf, ist nach einer Sanierung in Eigenverwaltung erfolgreich für die Zukunft aufgestellt. Die Verantwortlichen fanden im Rahmen des Verfahrens einen Investor für den Werkzeugbauer. Auch die NEUERO Farm- und Fördertechnik GmbH restrukturierte sich in der Eigenverwaltung. Für den Spezialisten für Lagersysteme und Silos gelang eine Einigung über einen Insolvenzplan. Stefan Meyer begleitete beide Verfahren als Sachwalter. Er begrüßt beide Lösungen nicht nur im Sinne des Unternehmenserhalts und seiner vielen Arbeitsplätze, sondern auch im Sinne bestmöglicher Gläubigerquoten.

International präsent

2023 präsentiert sich PLUTA auf mehreren internationalen Veranstaltungen. Im Kalender stehen drei Konferenzen der Private Equity Insights, eine wichtige Netzwerk-Plattform der PE-Branche. PLUTA baut das Angebot für M&A-Rechtsberatung aus. Daher werden Dr. Karl von Hase, Dr. Norman Werner und Xavier García Esteve auf den Konferenzen in Mailand (9. Mai), München (29. September) und Madrid (20. Oktober) jeweils Fachvorträge halten. Eine weitere Veranstaltung ist die Young Members Group Joint Conference von AIJA und INSOL Europe, die vom 29. Juni bis 1. Juli in Sevilla stattfinden wird. Dort geht es vor allem um die Frage, warum eine Insolvenz ein Neuanfang für Unternehmen bedeuten kann. Redner von PLUTA ist Florian Schiller. Zudem wird PLUTA am TMA Europe Symposium im Juni in Hamburg teilnehmen.

IM GESPRÄCH

Am Anfang zählt es

Herr Konen, als Geschäftsleiter der Sanierungsberatung sind Sie vom PLUTA-Standort Frankfurt aus überregional tätig. Was ist Ihr Schwerpunkt?
Ich unterstütze Unternehmen in allen Phasen der Eigenverwaltung – und das von Anfang an. Die Branchen sind hierbei sehr unterschiedlich. Schwerpunktmäßig waren es zuletzt die Chemie- und Automobilbranche, Aviation, aber auch Mode oder E-Commerce. Mein Team und ich bereiten schon die Verfahrensanträge vor und verlassen ein Unternehmen erst, wenn eine Lösung gefunden ist. Hierbei handele ich entweder als reiner Berater oder als Generalhandlungsbevollmächtigter gemeinsam mit der Geschäftsführung. Teilweise gehe ich auch selbst ins Organ.

Welche speziellen Anforderungen stellt die Eigenverwaltung an den Sanierungsexperten?
Die Eigenverwaltung ist von der Verfahrensstruktur als komplex einzustufen. Dies liegt vor allem daran, dass die betriebswirtschaftlichen und juristischen Themenkomplexe noch stärker verzahnt sind als in einem Regelinsolvenzverfahren. Dies wird bereits im Rahmen der Antragstellung deutlich. Bereits hier muss ein Finanzplan eingereicht werden, der die kommenden sechs Monate abdeckt und eine schon sehr fortgeschrittene Konzeptionierung des Insolvenzverfahrens und der möglichen Sanierungsaussichten verlangt. In der Eigenverwaltung wird bereits in der ersten Gläubigerausschusssitzung nach dem Sanierungskonzept gefragt. Darauf muss man als Berater Antworten parat haben. Letztlich ist kein Eigenverwaltungsverfahren „Standard“.

Die Eigenverwaltung beginnt mit der Anordnung des vorläufigen Verfahrens. Was ist aus Ihrer Sicht zu beachten?
Am Anfang zählt es. Vor allem die wirtschaftliche Planung darf nicht statisch sein. Vielmehr müssen wir auf bestimmte Sachverhalte flexibel reagieren. So begann beispielsweise am Tag der Antragstellung bei der Burnus Gruppe der Ukraine-Krieg, und wir mussten mit vollkommen anderen Rahmenbedingungen umgehen als eigentlich geplant. Auch die Coronapandemie und die damit einhergehenden Probleme mit den Lieferketten sind gute Beispiele. Wenn es nicht gelingt, frühzeitig zu reagieren, wird es später sehr schwierig.

Welche Expertise eines Sanierungsteams ist im vorläufigen Verfahren besonders wichtig?
Sicherlich die betriebswirtschaftliche Expertise, da sich das Sanierungspotenzial an der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens ausrichtet. Wir müssen Probleme und Chancen kurzfristig analysieren. Bei der Burnus Gruppe haben wir umgehend alle Produkte durchkalkuliert und mit den Abnehmern Preiserhöhungen und Zahlungskonditionen nachverhandelt. Bei Produkten, bei denen dies nicht möglich war, haben wir die Produktion eingestellt. In der heißen Phase arbeitete zeitweise ein Team von acht Juristen und Betriebswirten mit. Es geht darum, Sanierungsmöglichkeiten umgehend zu nutzen, um ein Unternehmen für das eröffnete Insolvenzverfahren bei gleichzeitiger Deckung der Vollkosten stabil aufzustellen.

Stichwort Verfahrenseröffnung: Wie geht es dann weiter?
Mit Eröffnung des Verfahrens müssen v.a. die Kunden und Lieferanten, aber auch die Mitarbeiter erneut informiert werden. Lieferanten haben im besten Fall wieder Vertrauen in die Geschäftsbeziehung gewonnen. Und den Kunden müssen wir einen „Ausweg“ aus dem Verfahren aufzeigen. Darüber hinaus klären wir prozessuale Themen, da die Verfahrensbeteiligten aufgefordert werden, ihre Forderungen anzumelden. Zudem muss der betriebswirtschaftliche Part aufgehen. Das Unternehmen muss die Vollkosten decken und im Gläubigerinteresse müssen Verluste vermieden werden. Hier sind alle insolvenzrechtlichen Möglichkeiten zu nutzen, die nach Verfahrenseröffnung zur Verfügung stehen.

Wie macht man es richtig, damit eine erfolgreiche Lösung erzielt werden kann?
Wir benötigen ein Konzept für das Verfahren, das wir laufend an die Gegebenheiten anpassen. Ausdauer, Teamleistung und Teamfähigkeit sind weitere elementare Bestandteile. Die vielen Verfahrensstränge sind ab einer gewissen Unternehmensgröße nur in einem funktionierenden Team zu koordinieren. Der mediative Aspekt wird oft vernachlässigt. Es gibt in einem Eigenverwaltungsverfahren kein „Durchregieren“. Dieser eröffnet zusätzliche Chancen, da das Austarieren der verschiedenen Optionen oft zu differenzierten Ergebnissen führt. Wir hatten schon einige Verfahren, bei denen es beispielsweise zu Beginn nur sehr niedrige Kaufangebote gab. Mit viel Verhandlungsgeschick und einigen strategischen Anpassungen haben wir einen angemessenen Kaufpreis erzielt, was letztlich den Gläubigern zugutekam. Ein Eigenverwaltungsverfahren ist ein Erfolg, wenn auch eine gute Quote erreicht wird. Dann hat sich die viele Arbeit gelohnt!

Bei solchen Mandaten bleibt oft wenig Zeit. Womit beschäftigen Sie sich gerne in Ihrer Freizeit?
Ich begeistere mich für Geschichte, insbesondere Asien hat es mir angetan. Ich habe viele Jahre asiatischen Kampfsport ausgeübt und sammle asiatische Antiquitäten ab dem 16. Jahrhundert, wie etwa Keramik und Holzstiche.

Vielen Dank für das Gespräch.
· Christiane Kunz, M.A., PLUTA Niederlassung Ulm

Philip Konen

Philip Konen
Rechtsanwalt

Zur Person

Philip Konen ist Geschäftsleiter der Sanierungsberatung und stellvertretender Niederlassungsleiter in Frankfurt.

PLUTAkurios

Schreiben eines Gläubigers an den Insolvenzverwalter

„In dem genannten Verfahren bekam ich einen lapidaren Bescheid, dass nur eine Quotenzahlung von 26,97 % erfolgte und den unverschämten Zusatz, dass es eine weitere (Quoten-)Zahlung nicht geben werde. Wo bleibt da das Recht? Hat man sich den Rest von über 500 € brüderlich mit dem Insolvenzfritzen geteilt?“

Eine Quote von 27 % ist deutlich über dem Durchschnitt. Der Gläubiger ging jedoch offenbar davon aus, dass es in Insolvenzverfahren immer (mindestens) 100 % geben müsse.

Hinweise
PLUTAnews erscheint zweimal jährlich mit aktuellen Branchen Insights der Sanierungs- und Restrukturierungsbranche. Nachdruck und Vervielfältigungen sind nur mit vorheriger Genehmigung von PLUTA gestattet.

Zu den Bildnachweisen

Redaktion
M. Pluta
Dr. S. Laubereau
P. Sutter
V. Herzog
C. Kunz
Dr. J. Geßler
L. Stern
I-M. Willrodt