PLUTAnews Ausgabe 5
Wir helfen Unternehmen.

Schein und Sein

Mai 2013

Laut einer aktuellen Studie beurteilen Banken die Fähigkeiten von Insolvenzverwaltern erheblich kritischer als sie selbst. Defi zite bestehen vor allem bei der Neutralität und den kommunikativen Fähigkeiten.

Karikatur - Nach der Torte die Tortur

Wenn der Anruf des Amtsgerichts kommt, ist rasches Handeln angesagt. Zu den ersten Aufgaben in einem Insolvenzverfahren zählt es, einen Überblick über die Buchhaltung und den Zahlungsverkehr zu gewinnen und eine Planung zu erarbeiten – betriebswirtschaftliche Kompetenz ist hierbei unerlässlich.

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Fazit

Die Studie zeigt: Das Fremdbild der Verwalter, zumindest auf Bankenseite, entspricht nicht ihrem Selbstbild. Die Branche sollte die Kritik ernst nehmen, noch stärker auf die Einbindung betriebswirtschaftlichen Know-hows in die Verfahren achten und von Beginn an so offen wie irgend möglich mit allen Beteiligten im Verfahren kommunizieren.

6 Prozent weniger als im Vorjahr

Im Jahr 2012 gab es 28.297 Unternehmensinsolvenzen; so meldete es das Statistische Bundesamt. Das waren 6,0 Prozent weniger als 2011. Einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen gegenüber dem Vorjahr hatte es zuletzt im Krisenjahr 2009 gegeben. Ihren bisherigen Höchststand mit 39.320 Fällen hatten sie 2003 erreicht.

Die Zahl der Insolvenzen seit 1995

Dr. Prager neuer ARGE-Vorsitzender

Im Frühjahr dieses Jahres fand nach Abschluss des 10. Deutschen Insolvenzrechtstages in Berlin die diesjährige Jahresmitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Insolvenzrecht und Sanierung im Deutschen Anwaltverein statt. Die Mitgliederversammlung wählte Dr. Martin Prager von der Kanzlei PLUTA zum Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft.

Der langjährige Vorsitzende, Rechtsanwalt Horst Piepenburg aus Düsseldorf, gab nach fast 14 Jahren sein Amt ab. Die Arbeitsgemeinschaft hat 1.300 Mitglieder und veranstaltet jährlich den Deutschen Insolvenzrechtstag in Berlin – in diesem Jahr mit einer Rekordbeteiligung von mehr als 920 Teilnehmern.

Europäische Themen
Im Rahmen seiner Tätigkeit wird sich Dr. Prager neben den deutschen Themen insbesondere mit den europäischen Insolvenzsachverhalten befassen.

Die Europäische Insolvenzverordnung (EuInsVO) regelt grenzüberschreitende Insolvenzen innerhalb der EU. Seit ihrem Inkrafttreten im Jahr 2002 ist sie jedoch nicht mehr verändert worden. Ende 2012 hat die EU-Kommission einen Entwurf zur Reform der EuInsVO vorgelegt. In den kommenden Monaten werden sich das EU-Parlament und der Rat damit beschäftigen.

PLUTAaktuell

100 Prozent für die Märklin- Gläubiger

100 Prozent für die Märklin- Gläubiger

Märklin zählt wohl zu den bekanntesten Insolvenzen der vergangenen Jahre. Sanierungsexperte Michael Pluta konnte nun das 2009 insolvent gegangene Traditionsunternehmen verkaufen. Die Gläubiger erhalten eine Quote von 100 Prozent.

Ulm „Für Märklin ist das ein doppeltes Happy – zum einen, weil wir den richtigen Investor gefunden haben, zum anderen weil die Gläubiger eine Quote von 100 Prozent bekommen“, so Insolvenzverwalter Pluta. Mit der Sieber & Sohn GmbH & Co. KG bekommt der Modelleisenbahn-Hersteller Märklin einen neuen Eigentümer, der das schwäbische Traditionsunternehmen erfolgreich fortführen wird. Die Standorte in Göppingen (Baden-Württemberg) und in Györ (Ungarn) bleiben mit allen Arbeitsplätzen bestehen. Die Übernahme ist mit einer Arbeitsplatzgarantie für die Angestellten in Göppingen bis 2019 verbunden.

Michael Pluta, der die Entwicklung des Modelleisenbahn- Herstellers seit März 2009 begleitet, erklärt: „Unsere Sanierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre haben sich ausgezahlt und Märklin zu neuem Leben erweckt.“ Pluta und sein Team sicherten 2010 über ein Insolvenzplanverfahren die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. 99,8 Prozent der Gläubiger stimmten damals dem Plan zu. Märklin wurde ohne Investor erfolgreich aus der Insolvenz geführt, das Unternehmen gehörte fortan seinen Gläubigern.

Nach dem erfolgreichen Verkauf kann der Insolvenzverwalter nun die Forderungen der Gläubiger in vollem Umfang begleichen. Ende Mai 2013 erfolgte die Ausschüttung an die insgesamt 1.353 Gläubiger. Dabei erhielten allein 600 Märklin-Mitarbeiter sowie ehemalige Beschäftigte am Standort Göppingen rund 1,7 Mio. Euro. In Summe liegt die Ausschüttung an alle Gläubiger im mittleren zweistelligen Millionenbereich. Eine Quote von 100 Prozent hatte Pluta bereits im Jahr 2011 beim Märklin-Tochterunternehmen Trix erreicht, wo er über eine Betriebsfortführung die Werte von Trix erhalten konnte.

PLUTA unterstützt Hannover Drachenbootteam

PLUTA unterstützt Hannover Drachenbootteam

Hannover Die PLUTA-Niederlassung in Hannover unterstützt das Hannover All Sports Team, die Drachenboot-Mannschaft des Hannoverschen Kanu Clubs. Das Team wurde im Jahre 2000 gegründet und zählt seitdem zu den Besten im deutschen Drachenbootsport. Der Vize-Weltmeister von 2007 erkämpfte sich bei der Deutschen Drachenboot Meisterschaft in Hamburg- Allermöhe im vergangenen Jahr mit neun von zehn möglichen Titeln einen ganzen Goldschatz. Zuletzt gab es erneut Gold bei der Indoor-Meisterschaft und Silber bei der Langstrecken- Meisterschaft. Jetzt erhielt das Team ein neues Boot und neue Trikots – natürlich mit PLUTA-Logo.

Weiterbaden im Campusbad

Herford/Hamburg Eine eigens gegründete Tochter der Stadtwerke Flensburg hat das Campusbad von der insolventen Aqua Vital GmbH übernommen. Damit konnten alle Arbeitsplätze gesichert werden. Für die Badegäste geht der Betrieb wie gewohnt weiter. Insolvenzverwalter Franz Schorisch erklärte dazu: „Nach der Insolvenzanmeldung haben wir konstruktive Gespräche geführt und das Bad bis zur Übernahme durch die Förde Bäder GmbH weitergeführt. Wir freuen uns, dass wir in kurzer Zeit eine dauerhaft tragfähige Lösung gefunden haben.“

Die Aqua Vital GmbH hat ihren Sitz in Minden, sodass das Amtsgericht Bielefeld für das Verfahren zuständig ist. Insolvenzverwalter Schorisch mit Kanzleisitz in Herford konnte dabei auf die Unterstützung von seinem Kollegen Christian Heim aus dem Hamburger Büro zurückgreifen.

Enge Zusammenarbeit

München Das Amtsgericht München hat das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Thormann Capital GmbH und der Thormann Green Energy Verwaltungs GmbH eröffnet. Die Gesellschaften warben damit, Gelder in erneuerbare Energieanlagen zu investieren.

Zuletzt verwalteten die Unternehmen rund 6,5 Millionen Euro Beteiligungskapital. PLUTA-Rechtsanwalt Ivo-Meinert Willrodt wird in seiner Funktion als Insolvenzverwalter mit der Staatsanwaltschaft München zusammenarbeiten, die Unterlagen der beiden insolventen Gesellschaften beschlagnahmt hat. „Die Prüfung der Sachlage ist komplex und umfangreich“, beurteilt Willrodt die Lage. Die Anleger werden regelmäßig über den weiteren Fortgang des Verfahrens informiert.

Nachfolgelösung für Mercedes-Händler

Bremen Der Sanierungsexperte Dr. Christian Kaufmann konnte eine Nachfolgelösung für die insolvente Schulz AG fi nden. Sechs der insgesamt sieben Standorte werden zum 1. Oktober 2013 von drei regionalen Mercedes-Benz-Händlern übernommen. Damit bleiben insgesamt 174 Arbeitsplätze erhalten. Nur ein Standort muss geschlossen werden.

Die Schulz AG, ein autorisierter Mercedes-Benz-Händler in Niedersachsen, meldete Mitte April Insolvenz an. Der Geschäftsbetrieb des Autohauses läuft seither vollumfänglich weiter. Ende Juni hat das Insolvenzgericht Verden (Aller) das Insolvenzverfahren eröffnet und Dr. Kaufmann zum Insolvenzverwalter bestellt.

Sportzentrum erfolgreich saniert

München Das Sportzentrum Traunstein, die Reha Fitness und die Reha Med haben eine erfolgreiche Sanierung in Eigenverwaltung geschafft. Die drei Gesellschaften meldeten im vergangenen Jahr Insolvenz an und führten anschließend eine Restrukturierung im sogenannten Schutzschirmverfahren durch. PLUTA-Rechtsanwalt Mirko Möllen prüfte als Sachwalter die wirtschaftliche Lage der Gesellschaften, begleitete die Sanierung und überwachte alle drei Verfahren, damit keine Nachteile für die Gläubiger entstehen. Alle drei Verfahren sind nunmehr erfolgreich beendet und die Insolvenzverfahren wurden aufgehoben.

Hohe Insolvenzquote

Frankfurt Mit einem Insolvenzplan hat Insolvenzverwalter Dr. Stephan Laubereau die Zukunft der Weichelt Gebäudereinigung gesichert und alle 900 Arbeitsplätze erhalten. Laubereau nutzte dabei die Möglichkeiten, die das ESUG bietet. Nachdem das Verfahren nach nur drei Monaten aufgehoben wurde, konnte jetzt eine Quote von 40 Prozent an die Gläubiger ausgezahlt werden. Je nach Verlauf des Planverfahrens können die Gläubiger noch mit weiteren 10 Prozent im Laufe des Jahres rechnen.

Neue Standorte

Heilbronn/Oldenburg. Die Zahl der PLUTA-Niederlassungen steigt weiter. Seit Kurzem ist die Kanzlei auch in Oldenburg und Heilbronn vertreten. Die Leitung des neuen Büros im Südwesten übernimmt Rechtsanwältin Heike Metzger. Für den Oldenburger Standort ist Rechtsanwalt Dr. Christian Kaufmann verantwortlich. Die Kanzlei PLUTA ist damit deutschlandweit an 31 Standorten tätig. Zudem hat sie Niederlassungen in Spanien und Italien.

Dialog: Interview mit Frank Mößle

Das Beste herausholen.

Sie sind Diplomkaufmann, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer. Eine Ausnahme?
Ja, mit diesen Qualifikationen bin ich schon eine Ausnahme in der Branche.

Ist das betriebswirtschaftliche Know-how so wichtig?
Früher war das Geschäft sehr juristisch. Heute ist das betriebswirtschaftliche Know-how nicht zuletzt durch die Neuerungen des ESUG wichtiger denn je. Eine Sanierung kann allerdings nicht nur auf der Passivseite erfolgen, indem die Gläubiger auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten. Der Wert eines Unternehmens liegt im Zusammenspiel aller Komponenten, sodass ein Mehrwert entsteht. Diesen Mehrwert erkennen und dann optimieren, das ist Betriebswirtschaft.

Sind Betriebswirte also die besseren Verwalter?
Das kann man so nicht sagen, aber es gibt sicher Bereiche, in denen Betriebswirte Vorteile haben.

Bei PLUTA arbeiten Anwälte und Betriebswirte. Ist die Kombination wichtig?
Eine Insolvenz bewegt sich immer im Spannungsfeld zwischen Wirtschaft und Recht. Deshalb kann ich mir eine erfolgreiche Insolvenzverwaltung nur in dieser Kombination vorstellen.

Sie waren auch im Märklin-Team. Was war Ihre Tätigkeit?
Wir haben die Vorgaben des damaligen Interimsmanagers Seitzinger in Zahlen übersetzt. Ich war anfangs etwa drei Monate dabei, um die Ertrags- und Liquiditätsplanung fürs laufende Jahr und die zwei folgenden Geschäftsjahre zu erarbeiten. Das war eine intensive Zeit.

Was ist wichtig im Verfahren?
In den ersten Wochen werden die Weichen gestellt. Wichtig ist, dass wir die Möglichkeiten der Firma rasch erkennen.

War Märklin bislang die schwierigste Aufgabe?
Natürlich war Märklin eine große Herausforderung. Aber auch weniger große Verfahren sind anspruchsvoll. Ich habe beispielsweise einen Handwerksbetrieb mit 40 Beschäftigten nach der Insolvenzeröffnung drei Monate weitergeführt und dann verkauft. Alle Arbeitsplätze konnten erhalten bleiben. In den nächsten Wochen werden wir eine Quote von 80 Prozent an die Gläubiger ausschütten.

Und welches Verfahren war Ihr erfolgreichster Fall?
Welches das erfolgreichste war, kann ich nicht sagen. Aber erfolgreich in einem Verfahren bedeutet, wenn man aus einer gegebenen Situation das Beste herausholt – für die Gläubiger und die Mitarbeiter.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?
Er ist abwechslungsreich, interessant und anspruchsvoll.

Und wie erholen Sie sich vom Alltagsstress?
Unter der Woche beim Sport, ob Joggen oder Fitnessstudio. Dieser Ausgleich ist mir wichtig. Und am Wochenende genieße ich die Zeit mit meiner Frau und meinem kleinen Sohn.

Frank Mößle

Frank Mößle
Diplom-Kaufmann, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer

Zur Person

Frank Mößle ist einer der Geschäftsführer bei der PLUTA Rechtsanwalts GmbH und seit 2004 im Unternehmen tätig.

PLUTAkurios

Schreiben eines Gläubigers

Ich darf Ihnen anbei die Forderungsanmeldung im Insolvenzverfahren inkl. der beiden Karten betreffend meiner Person zusenden. Wenngleich ich als Mathematiker die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges nüchtern betrachte und für eher gering halte, freut es mich, dass wenigstens der Versuch unternommen wird, der gerechten Sache zu einem partiellen Durchbruch zu verhelfen.

Die Insolvenz folgt nicht immer mathematischen Regeln. Doch sind wir stets bemüht, den "partiellen Durchbruch" (=Quote) so groß wie möglich zu gestalten.

Hinweise
PLUTAnews erscheint dreimal jährlich mit aktuellen Branchen Insights der Sanierungs- und Restrukturierungsbranche. Nachdruck und Vervielfältigungen sind nur mit vorheriger Genehmigung von PLUTA gestattet.

Zu den Bildnachweisen

Redaktion
Dr. S. Laubereau
M. Pluta