PLUTAnews Ausgabe 8
Wir helfen Unternehmen.

Wie die Eigenverwaltung keine Pleite wird

September 2014

Fünf Erfolgsfaktoren können entscheidend zum Erfolg beitragen. Vor allem müssen sich Firmenlenker von der Vorstellung verabschieden, nach Antragstellung bliebe alles beim Alten.

Karikatur - Unternehmenstorte

Das ESUG verfolgt vor allem ein Ziel: die leichtere Sanierung von Krisenunternehmen. Dazu dienen unter anderem die Eigenverwaltung bzw. das Schutzschirmverfahren. Hierbei darf das bisherige Management die Firma selbst durch die Krise führen – unter Aufsicht eines Sachwalters und meistens unterstützt durch einen insolvenzerfahrenen Sanierungsexperten.

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Fünf Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Eigenverwaltung

  1. Rechtzeitige Antragstellung
  2. Gute Planung
  3. Finanzieller Beitrag der Altgesellschafter
  4. Frühzeitige Einbindung der Gläubiger
  5. Konsequente Umsetzung des Sanierungsplans

SANIERUNGaktuell

Sanierungsfalle notleidende Kredite

Der Weiterverkauf notleidender Kredite, oder neudeutsch Non-Performing-Loans (NPL), an Investoren kann die Restrukturierung stark verschuldeter Unternehmen erheblich verzögern. Auf die daraus erwachsenden Risiken wies Dr. Maximilian Pluta auf dem diesjährigen NPL Europe Summit Anfang Oktober in London hin. An der Branchenveranstaltung nahm er gemeinsam mit PLUTA-Rechtsanwalt Ivo-Meinert Willrodt teil. Das seit Längerem schwelende Problem habe sich durch die extrem lockere Geldpolitik der jüngsten Zeit erheblich verschärft. Das verleitet Investoren dazu, zu hohe Kaufpreise zu zahlen und auch verstärkt NPL-Kreditpakete von anderen Investoren zu erwerben. Letzteres erschwere den direkten Kontakt mit den aktuellen Gläubigern; mehr Transparenz im Markt für NPL-Portfolios sei daher unumgänglich.

Vereinfacht gesprochen sind Kredite notleidend, wenn ihre Rückzahlung ungewiss ist. Banken müssen in diesem Fall deren Wert berichtigen, was die Profitabilität reduziert und die Anforderung an die Bank bzgl. der Eigenkapitalhinterlegung erhöht. Vor diesem Hintergrund gewinnen Verkauf und Verbriefung solcher Kredite trotz der damit ebenfalls verbundenen Abschläge an Attraktivität.

Waren die Banken bislang verlässlicher Auslöser von Restrukturierungen – bedingt durch strenge Regelungen der Bankaufsicht –, so werden Restrukturierungen nun oftmals nicht konsequent oder zu spät ausgelöst.

Der NPL-Markt bewegt sich seit Jahren auf Rekordniveau. Die Beratungsgesellschaft Ernst & Young schätzte das Volumen in Europa für das Jahr 2013 auf 940 Milliarden Euro; das entspricht 7,8 Prozent der Gesamtkreditsumme der Banken im Euroraum. Zuletzt hat auch der EZB-Stresstest dazu beigetragen, dass Banken ihr Eigenkapital durch den Verkauf notleidender Kredit aufgestockt und damit den NPL-Markt weiter befeuert haben.

Privatinsolvenz: kürzere Fristen

Über sechs Millionen Deutsche sind Schätzungen zufolge überschuldet. Für sie ist oftmals die Privatinsolvenz der letzte Ausweg. Seit 1. Juli 2014 gelten kürzere Fristen für die Restschuldbefreiung – eine wesentliche Änderung, die mit der zweiten Stufe der Insolvenzrechtsreform in Kraft getreten ist. Danach wird ein Bürger bestenfalls schon nach drei Jahren schuldenfrei; zuvor lag die Frist bei sechs Jahren. Der Schuldner muss innerhalb der neuen Frist mindestens 35 Prozent seiner Schulden zurückzahlen und zudem die Verfahrenskosten für das Insolvenzverfahren begleichen können; diese belaufen sich in der Regel auf 1.500 bis 3.000 Euro. Kann der Schuldner lediglich die gesamten Verfahrenskosten zahlen, erfolgt eine Restschuldbefreiung nach fünf Jahren.

Darüber hinaus können sich jetzt auch Verbraucher mithilfe eines Insolvenzplanverfahrens entschulden; bislang war dies nur Selbstständigen und Unternehmern möglich. Der Schuldner legt hierbei selber fest, welche Quote er in welchem Zeitraum an die Gläubiger zahlen möchte. Gläubiger und Gericht müssen diesem Plan zustimmen. Im Idealfall kann ein Schuldner auf diese Weise schon nach wenigen Monaten schuldenfrei sein.

PLUTAaktuell

Insolvenzkrimi ausgezeichnet

Insolvenzkrimi ausgezeichnet

Spannend und originell. Die Kanzlei PLUTA erhielt für ihren Insolvenzkrimi „Insolvenz – was nun:“ den Special Econ Award. Geschäftsführer Michael Pluta und Projektleiterin Isabel Pluta-Gropper nahmen den Preis vor rund 200 geladenen Gästen auf der Preisverleihung in Berlin entgegen. Mit den Auszeichnungen prämiert der Econ Verlag in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt herausragende Leistungen der Unternehmenskommunikation.

Die Begründung der Jury: Die PLUTA Rechtsanwalts GmbH hat aus einer originellen Idee einen spannenden Film gemacht, der vor allem für Laien das Thema Insolvenz verständlich erklärt. Jedes Detail wurde bedacht. Professionell in Szene gesetzt, gelingt ein genauer Blick hinter die Kulissen, der so durchaus seinen Einsatz als Lehrfilm verdient.

Autozulieferer saniert

Autozulieferer saniert

Ulm Im laufenden Insolvenzverfahren investierte Sanierungsexperte Michael Pluta fast 1 Million Euro in den Automobilzulieferer YTAB Industrielackierungen. Gemeinsam mit Interim-Manager Jochen Glück konnte er neue Großaufträge an Land ziehen und sogar zusätzliche Mitarbeiter einstellen. Die Anstrengungen der vergangenen zwei Jahre zahlen sich nun aus. Nach der erfolgreichen Sanierung verkaufte Pluta die YTAB Industrielackierungen an die Autotest Iggingen GmbH, eine neugegründete Tochtergesellschaft der Autotest AG mit Hauptsitz in Lana in Südtirol.

YTAB ist vor allem im Bereich der Lackierung von Kunststoff- und Kompositoberflächen tätig. Autotest erweitert damit optimal die bestehende Wertschöpfungskette um den Bereich Lackieren. Neben der Übernahme der 138 Mitarbeiter will der Käufer zusätzlich weitere 30 Arbeitsplätze am Produktionsstandort Iggingen schaffen. Die Gläubiger können mit einer überdurchschnittlichen Insolvenzquote von mehr als 30 Prozent rechnen.

Auszeichnung für drei PLUTA-Anwälte

Insolvenzkrimi ausgezeichnet

Spannend und originell. Die Kanzlei PLUTA erhielt für ihren Insolvenzkrimi „Insolvenz – was nun:“ den Special Econ Award. Geschäftsführer Michael Pluta und Projektleiterin Isabel Pluta-Gropper nahmen den Preis vor rund 200 geladenen Gästen auf der Preisverleihung in Berlin entgegen. Mit den Auszeichnungen prämiert der Econ Verlag in Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt herausragende Leistungen der Unternehmenskommunikation.

Die Begründung der Jury: Die PLUTA Rechtsanwalts GmbH hat aus einer originellen Idee einen spannenden Film gemacht, der vor allem für Laien das Thema Insolvenz verständlich erklärt. Jedes Detail wurde bedacht. Professionell in Szene gesetzt, gelingt ein genauer Blick hinter die Kulissen, der so durchaus seinen Einsatz als Lehrfilm verdient.

Turnaround geschafft

Ulm Die STRENESSE AG kann sich wieder voll auf die Mode und den Vertrieb konzentrieren: Das traditionsreiche deutsche Modeunternehmen erwirtschaftete im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2014/2015 wieder schwarze Zahlen. Restrukturierungsvorstand Michael Pluta sagt: „Die Zahlen bestätigen, dass wir auf einem guten Weg sind.“ Ein straffes Kostenmanagement sowie die Nachverhandlung wichtiger Verträge ermöglichten den Turnaround. Für das laufende Geschäftsjahr und darüber hinaus ist das Unternehmen solide durchfinanziert. Seit April 2014 wird das Modelabel aus Nördlingen in Eigenverwaltung saniert.

Biogasanlage verkauft

Koblenz Gut zwei Jahre nach Insolvenzantrag gelingt PLUTA-Partner Frank Mößle der Verkauf der Biogasanlage Westerwald. „Damit erreichen wir eine sehr gute Lösung für die Gläubiger”, sagt der Wirtschaftsprüfer. Zuvor führte er zahlreiche Verhandlungen mit Investoren aus der Energiebranche. Während der Insolvenzverwaltung konnte Mößle stets alle erforderlichen Genehmigungen nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz aufrechterhalten und somit die Betriebssicherheit der Biogasanlage durchgehend sicherstellen – ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Verkaufsabschluss.

Insolvenzplanverfahren möglich

München Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens der EUROPATENT Gesellschaft für europäischen Patentdienst führt PLUTA-Fachanwalt Mirko Möllen den Geschäftsbetrieb weiter. Das Unternehmen mit über 60-jähriger Erfahrung im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes führt sämtliche Aufträge weiter aus und nimmt neue Aufträge entgegen. Die hohe Fachkompetenz der Firma wissen zahlreiche Kunden aus der gewerblichen Wirtschaft und dem Anwaltsbereich zu schätzen: „Das Geschäft läuft gut, die Kunden halten uns die Treue“, so der Sanierungsexperte. Bei einem weiterhin positiven Geschäftsverlauf hält Möllen mittelfristig auch ein Insolvenzplanverfahren für möglich.

Im Gespräch

Grenzüberschreitende Verfahren nehmen zu

Warum geht PLUTA nach Polen?
Viele Unternehmen aus Westeuropa haben Standorte in Polen. Mit der neuen Niederlassung können wir grenzüberschreitende Verfahren besser bearbeiten. Und die Zahl solcher Verfahren nimmt stetig zu.

Weshalb eröffnet das Büro in der Provinz und nicht in der Hauptstadt?
Das Büro in Ostrów Wielkopolski liegt in einer Industrieregion im Städtedreieck zwischen Posen, Łódz und Breslau. Das ist eine strategisch günstige Lage zu einer Reihe produzierender Unternehmen in der Region – und in Warschau sind wir auch in drei Stunden.

Die Zahl der Insolvenzen in Polen steigt derzeit deutlich. Warum?
Das liegt sicher an der Wirtschaftskrise und der damit verbundenen restriktiveren Politik der Kreditinstitute. Hinzu kommt, dass sich das Insolvenzgesetz zunehmend im Bewusstsein der polnischen Unternehmen verankert.

Was unterscheidet polnische von deutschen Insolvenzverfahren?
Es gibt keine signifikanten Unterschiede. Die Regeln sind ähnlich und verfolgen das Ziel, die beste Lösung für die Gläubiger und die Firma zu erreichen. Bei Verbraucherinsolvenzen gibt es noch erhebliche Einschränkungen. Aber das ändert sich ab dem 1. Januar 2015, sodass auch polnische Bürger leichter in die Privatinsolvenz gehen können.

In Deutschland steht PLUTA für die erfolgreiche Sanierung von Unternehmen. Wie sind die Rahmenbedingungen in Polen?
Mitte 2015 tritt in Polen ein neues Restrukturierungsgesetz in Kraft. Damit haben wir bessere Bedingungen, um Unternehmen zu sanieren. Aber schon heute setzen wir alles daran, Unternehmen in einem Insolvenzverfahren zurück auf die Erfolgsspur zu bringen.

An welches Verfahren erinnern Sie sich besonders gerne?
Vor einiger Zeit habe ich ein Insolvenzverfahren als Unternehmensberater begleitet. Das waren eineinhalb Jahre harte Arbeit. Am Ende stand eine gute Lösung mit den Gläubigern, die die Schuldenlast der Firma erheblich reduzierte. Das Unternehmen existiert noch heute und ist wieder erfolgreich. In Kürze erhalten die Gläubiger einen guten Teil ihrer Forderungen zurück.

Bei so viel Arbeit: Wie schalten Sie ab?
Ich fahre Autorennen; am liebsten auf schwierigem Untergrund wie bei Bergrennen oder Rallye-Cross. Ich besitze selbst einen Rennwagen, mit dem ich so oft wie möglich an den Start gehe. Das verlangt volle Konzentration und lässt mich hervorragend abschalten.

Vielen Dank für das Gespräch. · PS

Zur Person

Michał Nowicki war bis zur Schließung Anfang 2019 als Leiter der polnischen Niederlassungen bei PLUTA tätig.

PLUTAkurios

Brief eines Schuldners an den Insolvenzverwalter

„Zu Ihrem Schreiben finde ich leider kein Verständnis. Mein Wohlverhalten ist in Ordnung! Zu Ihrem Nachdruck der Deckung der Verfahrenskosten teile ich Ihnen nochmals mit, dass ich mit Teilzahlungen an Sie mit Beginn des nächsten Jahres in sporadischen Raten beginnen werde. Ihre Checkliste sende ich zu meiner Entlastung an Sie zurück, da sich bei mir nichts geändert hat und auch nichts ändern wird.“

Wo kein Wille, ist auch kein Weg!

Hinweise
PLUTAnews erscheint dreimal jährlich mit aktuellen Branchen Insights der Sanierungs- und Restrukturierungsbranche. Nachdruck und Vervielfältigungen sind nur mit vorheriger Genehmigung von PLUTA gestattet.

Zu den Bildnachweisen

Redaktion
Dr. S. Laubereau
M. Pluta
P. Sutter
Ch. Kunz