PLUTAnews Ausgabe 4
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Schlank und schnell

Januar 2013

Schlanke Insolvenzpläne reduzieren den Aufwand aller Beteiligten in einem Insolvenzverfahren. Wer die Möglichkeiten der Insolvenzordnung intelligent nutzt, kann mit einem Plan ein Insolvenzverfahren in wenigen Monaten durchführen.

Karikatur - Schlank und schnell

Das ESUG erhöht die Attraktivität von Insolvenzplänen. Die Akzeptanz bei Gläubigern steigt angesichts der Möglichkeit, die Gesellschafterstruktur in einem Insolvenzplan neu zu regeln. Während bislang die Gesellschaftsanteile für Gläubiger und Insolvenzverwalter tabu waren, können die Gläubiger jetzt über einen Insolvenzplan einen Gesellschafterwechsel erzwingen.

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Weniger Insolvenzen

Trotz rückläufiger Konjunktur blieb die Zahl der Insolvenzen nach Angaben von Creditreform 2012 unter dem Niveau des Vorjahres. Während die Zahl der Unternehmensinsolvenzen nur leicht um zwei Prozent auf 29.500 sank, gab es bei den Verbrauchern einen Rückgang um 22 Prozent auf 101.500 Fälle.

Kleine Betriebe besonders gefährdet
Mit 85 Prozent betreffen nach wie vor die meisten Unternehmensinsolvenzen Kleinst- und Kleinbetriebe mit bis zu zehn Beschäftigten, wie die nachfolgende Aufteilung nach Beschäftigtenzahlen zeigt:

Beschäftigenzahl der insolventen UnternehmenAnteil
1 – 5 Mitarbeiter79%
6 – 10 Mitarbeiter6%
11 – 50 Mitarbeiter1%
51 – 100 Mitarbeiter4%
> 100 Mitarbeiter1%

Reform auf EU-Ebene

Am 31. Mai 2002 trat die europäische Insolvenzverordnung (EuInsVO) in Kraft. Sie regelte erstmals grenzüberschreitende Insolvenzen innerhalb der EU. Gut zehn Jahre später steht vor dem Hintergrund der zwischenzeitlich gewonnenen Erfahrungen eine Modernisierung der EUInsVO an. Die Effizienz und Effektivität von grenzüberschreitenden Verfahren sollen gesteigert werden.

Im Dezember 2012 hat die EU-Kommission nun einen Vorschlag vorgelegt. Das Europäische Parlament wird darüber im Rechtsausschuss beraten und eine Stellungnahme abgeben, ebenso der Europäische Rat. Experten gehen davon aus, dass eine Neufassung der Verordnung noch 2013 in Kraft tritt.

Unter anderem sieht der Vorschlag der EU-Kommission vor, die Zuständigkeitsvorschriften zu präzisieren und die Verfahrensvorschriften zur Bestimmung der gerichtlichen Zuständigkeit zu verbessern. Das Prinzip des COMI (Centre of Main Interest, Mittelpunkt der hauptsächlichen Interessen) soll erhalten bleiben. Doch der Vorschlag sieht nun erstmals eine Definition des COMI vor.

Außerdem soll das Gericht im Eröffnungsbeschluss angeben, auf welche Gründe sich seine Zuständigkeit stützt. Zudem ist eine Vernetzung der nationalen Insolvenzregister vorgesehen. Darüber hinaus sollen die Mitgliedstaaten einschlägige Gerichtsentscheidungen in einem elektronischen Register bekannt machen.

PLUTAaktuell

Mehr als 100 Teilnehmer

Zur jährlichen Kanzleitagung trafen sich Ende 2012 mehr als 100 Teilnehmer aus allen 33 PLUTA-Büros in Deutschland, Italien und Spanien in Hannover.

Hannover Drei Tage lang beschäftigten sich die Mitarbeiter und geladene Gäste bei der PLUTA-Kanzleitagung am Maschsee in Hannover mit aktuellen Themen und künftigen Entwicklungen im Insolvenzrecht. Mitarbeiter der Kanzlei und auch Gastreferenten boten bei Workshops und Kurzvorträgen geballte Information, Denkanstöße und Diskussionsstoff.

Ein zentrales Thema war sicher das ESUG und dessen Umsetzung in der Praxis. Über die ersten Erfahrungen mit dem neuen Gesetz tauschten sich Experten unter der Moderation von Michael Pluta bei einer Podiumsdiskussion aus. Teilnehmer dieser Runde waren Sanierungsexperten anderer Kanzleien, ein Jurist einer großen Bank sowie ein Wirtschaftsprüfer und ein langjähriger Richter.

Fazit der Expertenrunde: Das im vergangenen Jahr in Kraft getretene Gesetz erhöht die Chancen für eine Sanierung. Doch in der Praxis erweist sich dieser Anspruch als Herausforderung für alle Beteiligten. Die Branche wird sich daher auch im laufenden Jahr intensiv mit der konkreten Umsetzung des ESUG in der Praxis beschäftigen.

Effizienz dank Automatisierung

Ulm Mehr als 40.000 Kunden belieferte die EnerGen Süd eG mit Strom und Gas; das Insolvenzverfahren der Energiegenossenschaft gestaltet sich entsprechend aufwendig. Das PLUTATeam musste in den vergangenen Monaten mehr als 40.000 Schlussabrechnungen erstellen. In dem Verfahren gibt es rund 20.000 Forderungsanmeldungen. Insolvenzverwalter Michael Pluta setzt auf die Vorteile des Internets.

Um Kosten einzusparen, erfolgten Forderungsanmeldung und Forderungsprüfung automatisiert über eine Internetseite. Zudem produzierte die Kanzlei einen Film, um alle Beteiligten über das Verfahren zu informieren. Das umfassende Informationsangebot auf der Website kommt gut an: Lediglich zwei der mehr als 40.000 Kunden nahmen an der Gläubigerversammlung teil.

Alle Arbeitsplätze erhalten

Mannheim Insolvenzverwalter Rainer Bachert hat die Vermögenswerte der insolventen Wieland Apparatebau GmbH an den Maschinenbauingenieur Michael Meeh verkauft. Nach erfolgreichen Verhandlungen führt die vom Investor neu gegründete Gesellschaft den Geschäftsbetrieb nahtlos fort. Der Käufer hat alle 30 Vollzeitarbeitskräfte übernommen und kann sämtliche Kundenaufträge weiterführen.

Neuer Leiter in Spanien

Madrid/Barcelona Dr. Joaquim Sarrate ist neuer Leiter der spanischen Standorte der Kanzlei PLUTA. Der 46-Jährige hat die Stelle im Januar 2013 übernommen und ersetzt Dr. Juan Ferré, der zu einer US-amerikanischen Kanzlei in Madrid wechselt. Sarrate leitete bisher die Niederlassung der Kanzlei Frühbeck in Barcelona und kann auf fast 20-jährige Berufserfahrung zurückblicken. Der promovierte Jurist studierte an den Universitäten in Heidelberg und Barcelona und ist seit einigen Jahren Dozent an der Universität Ramon Llull-Barcelona.

Baden gegangen

Herford Das Amtsgericht Bielefeld hat Frank Schorisch zum Insolvenzverwalter der Aqua Vital GmbH bestellt. Das Unternehmen mit Sitz in Minden ist die Betreibergesellschaft des bekannten Campusbads in Flensburg. Das Sport- und Freizeitbad mit einer Fläche von über 5.000 Quadratmeter wurde im Frühjahr 2010 eröffnet und hat eine Kapazität von bis zu 1.000 Badegästen.

Die Gesellschaft hat ihren Sitz in Minden, sodass das Amtsgericht Bielefeld für das Verfahren zuständig ist. Der Insolvenzverwalter Schorisch mit Kanzleisitz in Herford kann auf die Unterstützung des Hamburger Büros zurückgreifen. Die Kanzlei PLUTA hat in Deutschland 30 Standorte.

Ein Verfahren – mehrere Standorte

Leipzig Gleich mehrere Standorte und bis zu sechs Mitarbeiter der Kanzlei PLUTA arbeiten derzeit am Insolvenzverfahren der MBM Maschinen- und Metallbau, die an Standorten in Baden-Württemberg und Sachsen aktiv ist. „Unsere bundesweite Aufstellung hilft ungemein. So muss ich die Standorte nicht als Einzelkämpfer nach und nach besuchen, sondern alles geht binnen weniger Stunden voran“, erklärt Insolvenzverwalter Dr. Stephan Thiemann. Bei dem Serienfertiger für die Zulieferung von Metallteilen mit Hauptsitz im sächsischen St. Egidien wurde Anfang Dezember 2012 das Insolvenzverfahren eröffnet.

100 Prozent Quote

Bayreuth PLUTA-Rechtsanwalt Ulrich Pfeifer hat nicht nur die Forderungen aller Gläubiger der TACO Grundstücksverwaltungs GmbH in vollem Umfang bezahlt, er konnte auch die nachrangigen Forderungen nach § 39 InsO zu 100 Prozent befriedigen. Hierbei handelt es sich insbesondere um Forderungen auf Zinsen, die seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens aufgelaufen sind. Nach der Ausschüttung an die Gläubiger steht sogar ein Überschuss zur Verfügung. „Dies ist für ein Insolvenzverfahren dieser Größenordnung äußerst ungewöhnlich“, erklärt Pfeifer. Der Überschuss wurde an den Gesellschafter, einen internationalen Konzern, ausgezahlt.

PLUTA zählt zu den Top-Kanzleien

Nicht nur im aktuellen Dossier „Top-Kanzleien“ der Wirtschafts-Woche wird über PLUTA berichtet, auch mit mehreren Auszeichnungen untermauerte die Kanzlei ihre Spitzenstellung. Wie in den Vorjahren wird sie u.a. in folgenden Rankings geführt:

  • IFLR1000 Ranking als „Top Tier Firm“
  • JUVE Ranking unter Top-5-Insolvenzkanzleien
  • Who is Who Legal Germany zählt Michael Pluta und Dr. Martin Prager zu den führenden Anwälten im Bereich „Insolvency and Restructuring“

2 Millionen Euro für Ex-BenQ-Mitarbeiter

München Dr. Martin Prager hat mit der IG Metall in Bayern und NRW eine Ausschüttung von weiteren 2 Millionen Euro für die rund 2.200 ehemaligen Mitarbeiter der BenQ Mobile GmbH & Co. OHG vereinbart. Die Gelder entstammen dem sogenannten ERA-Anpassungsfonds, der 2003 tarifvertraglich zur kostenneutralen Einführung der Entgelt-Rahmen- Abkommen (ERA) in der Metall- und Elektroindustrie ins Leben gerufen worden war.

60 Prozent für Gläubiger

Leipzig RA Michael Schoor zahlte Ende 2012 allen Gläubigern der STAMAG Stahl- und Anlagenbau AG eine Quote von rund 60 Prozent auf die festgestellten Forderungen aus. Der Insolvenzverwalter konnte die Geschäftsimmobilie des Unternehmens erfolgreich verkaufen.

Dialog: Interview mit Dr. Stephan Thiemann

"Jedes Verfahren muss erfolgreich sein."

Seit fast 20 Jahren sind Sie Insolvenzverwalter. Wie hat sich die Tätigkeit geändert?
Fast alles ist professioneller geworden, auch juristischer und betriebswirtschaftlicher, aber leider vielfach auch weniger kaufmännisch. Kaufmännisches Talent kann man allerdings weder erlernen oder gar gesetzlich verordnen – auch nicht per ESUG.

Warum sind Sie Insolvenzverwalter geworden?
Das war eher Zufall. Herr Pluta fragte mich, ob ich von der Rechts- in die Insolvenzabteilung wechseln wolle. Geblieben bin ich dort vermutlich, weil ich einer Kaufmannsfamilie entstamme – das prägt sehr. Die Tätigkeit als Insolvenzverwalter verbindet die juristische Tätigkeit in einer für mich erträglichen Form mit kaufmännischem Schaffen.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?
Kaufmann und Jurist in ganz vielen verschiedenen Branchen zu sein. Mich interessiert, wie Produkte entstehen, Leistungen erbracht werden und wie man das in Euro gedacht optimieren oder aber kaufmännischen Unfug im Sinne der Gläubiger beenden kann. Auch schätze ich die Unregelmäßigkeit der Beanspruchung – das ist kein 9 to 5 Job.

Welches Verfahren war besonders erfolgreich?
Jedes Verfahren muss erfolgreich sein. Nicht alle pressewirksamen Verfahren sind auch insolvenzrechtlich gesehen ein Erfolg. Da es gerade modern sein soll, Erfolg an „Sanierung“ zu messen, empfi nde ich es als großen Erfolg, eine Firmengruppe liquidiert zu haben und eine Quote von 60 Prozent auf dem Rang des § 39 InsO zahlen zu können.

Und Ihr schwierigster Fall?
Die Abwicklung einer Gruppenunterstützungskasse war rechtlich sehr anspruchsvoll und unpopulär. Professionelle Pressearbeit ist dabei sehr wichtig. Der nervigste Fall war der eines Maschinenherstellers. Eine mittlerweile insolvente Gläubigerschutzvereinigung vertrat vier Kleingläubiger und präsentierte im Berichtstermin eine 100-Punkte-Frageliste. Deren Veröffentlichung wäre schon ein heiteres Spektakel geworden.

Ihr Job ist teils sehr stressig. Wie schalten Sie ab?
Muss ich meistens gar nicht, da gerade dieser Stress spannend ist. Grundsätzlich aber durch Familie, Freunde und Gitarrespielen. Meinem Hund ist das alles im Übrigen völlig egal – er muss zweimal am Tag raus. Und frische Luft tut bekanntlich jedem gut.

Dr. Stephan Thiemann

Dr. Stephan Thiemann
Rechtsanwalt, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht

Zur Person

Dr. Stephan Thiemann ist seit 1994 als Insolvenzverwalter bei der Kanzlei PLUTA tätig. Er hat Rechtswissenschaften an der Universität Münster studiert und erhielt 1999 seinen Doktortitel an der Universität Halle/Saale.

PLUTAkurios

Schreiben eines Gerichts

Gemäß § 273 ZPO wird angeordnet: Die Klagepartei möge das Kürzel „UG“ bei der Beklagten erläutern. Das Gericht kann nicht weltweit alle möglichen Abkürzungen kennen, mit denen sich irgendwelche Betriebe „schmücken“. Üblicherweise bedeutet in Deutschland UG = Untergeschoss.

Wir verstehen das Gericht.
Die Unternehmergesellschaft ist am besten im Untergeschoss aufgehoben.

Hinweise
PLUTAnews erscheint dreimal jährlich mit aktuellen Branchen Insights der Sanierungs- und Restrukturierungsbranche. Nachdruck und Vervielfältigungen sind nur mit vorheriger Genehmigung von PLUTA gestattet.

Zu den Bildnachweisen

Redaktion
Dr. S. Laubereau
M. Pluta